2012/08/27

Lieber Levi

sieben Monate!  Waren das noch Zeiten, als Du den ganzen Tag geschlafen hast- ruhige Zeiten vor allem! Ich kann mich natürlich nicht beschweren, man nannte Dich im Urlaub immerhin das Zen-Baby: immer gut gelaunt, aufmerksam und rege und gleichzeitig völlig tiefenentspannt. So ist es ja schon seit Du geboren wurdest. Drei-Monats-Koliken, Schreibabies oder schlaflose Nächte kenne ich  bisher nur vom Hörensagen. Der dicke Klopper kommt bestimmt erst noch! Mittlerweile reagierst Du auf alles um Dich herum, und meine Jobprognosen für Dich sehen zur Zeit so aus: a) Materialprüfer, da Du Dich stundenlang mit einem Gegenstand beschäftigen kannst, ihn drehst und wendest, abtastest und natürlich ablutschst, oder b) Kabelträger beim Fernsehen, da Kabel jeglicher Art Dich magisch anziehen.Dann bekommst Du einen ganz konzentrierten Gesichsausdruck und lässt Dich durch nichts stören. Leider muss ich Dir die Kabel immer schnell entwenden. Das findest Du natürlich unmöglich!
Ausserdem bekommst Du endlich Haare. Bald sind die Zeiten der Opafrisur (Stirnglatze und Kranz) vorbei! Die Hecke hinten wird dichter und die Platte wächst endlich zu. Nur bei der Farbe bin ich noch unschlüssig. Hellbraun? Blond? Ich lasse mich überraschen.

Hier Deine weiteren Entwicklungen:

Essen:

Wir sind immer noch bei Möhrchen. Du magst einfach andere Gemüsesorten nicht! Und das schlimmste: bei meinem Selbstgekochten schüttelst Du Dich, als hättest Du auf eine Zitrone gebissen. Ich muss doch sehr bitten! Der ganze Gefrierschrank ist voll mit kleinen Portionen Kohlrabi, Kartoffel, Bio-Hühnchen, Karotten, usw. Aber da ist nichts zu machen. Du isst am liebsten die Möhrchen aus dem Glas. Das kratzt an meinem Mutter-Ego! Immerhin lutschst Du mittlerweile gerne an Gurke, Nektarine oder Melone herum. Manchmal gebe ich Dir ein Brötchen zum einweichen, im Magen landet da ja noch nicht viel. Aber Du hast immerhin ´ne halbe Stunde etwas zu tun (Stichwort Materialprüfer). Und die Dinkelstange ist neuerdings Deine beste Freundin. In derWohnung knirscht es bei jedem zweiten Schritt, weil Du die Dinger strategisch an allen Ecken liegen lässt.
Nachmittags gibt es jetzt einen Hirsebrei mit Obst. Das findest Du ganz schön lecker- wie ein Vogel sperrst Du Deinen Mund weit auf und wartest auf Nachschub. Und wehe, ich bin zu langsam!
Seit Dänemark bist Du komplett abgestillt. Nicht, weil ich das wollte, sondern weil Du das so entschieden hast. Da war ich schon ein bisschen beleidigt. Ich meine, hallo? Die gute Muttermilch? Etwas besseres bekommst Du nie wieder! Aber wenn Du meinst...immerhin kann ich mir jetzt wieder ein Gläschen Wein hier und da gönnen. Auch nicht schlecht!


Motorik:

Endlich kannst Du dich fortbewegen! Das wurde aber auch Zeit. Du warst am Ende ja doch seeehr ungehalten, weil Du nicht vorwärts kamst. Aber in Dänemark (die Luftveränderung?) ging es los. Und seitdem wird wird gerobbt, geschoben, gekrochen, Hauptsache vorwärts. Krabbeln würde ich das noch nicht nennen, aber Du kommst an alles dran was Du möchtest. Anstrengend ist das allemal! Und das bedeutet natürlich, dass nix mehr sicher vor Dir  ist. Am beliebtesten sind, wie gesagt, Stromkabel. Warum eigentlich? Verstehe ich nicht. Du hast doch so schönes, farbenfrohes Spielzeug? Das wird aber alles langweilig, sobald Du irgendwo ein Kabel siehst. Und dann entwickelst Du so ein Tempo, dass Deinem Vater und mir ganz schwindelig wird. Ausserdem greifst und ziehst Du an allem und versuchst überall heran zu kommen. Besonders gerne am Tisch, dann tasten Deine beiden Hände auf der Tischplatte herum bis sie etwas zu fassen bekommen. Das kann die Tischdecke sein (ungünstig), ein Butterbrot (ungünstig), ein Messer (sehr ungünstig) oder ein Glas (fatal). Denn alles landet unweigerlich auf dem Boden! 


Was Du magst:

* singen, singen, singen
* auf meinem Arm auf- und abhüpfen. Ein riesen Spaß!
* baden und plantschen. Da quietschst Du wie verrückt!
*Sonnenblumen. Letzte Woche hast Du beim Anblick einer Sonneblume Tränen gelacht. Immer wenn Dein Papa sie Dir vor das Gesicht gehalten und "HUHU" gerufen hat, war kein Halten mehr. Ganz schön ansteckend! Da blieben sogar Passanten begeistert stehen und mussten mitlachen.
*wenn ich meine Nase an Deiner reibe. Quietsch, quietsch, quietsch!


Was Du nicht magst:

*an- und ausziehen ist immer noch nicht der Hit. Es wird auch nicht leichter oder kürzer dadurch, dass Du Dich mittendrin umdrehst und versuchst zu türmen.
 *wenn wir Dich daran hindern kamikazemässig vom Sofa, Bett oder Kinderwagen zu springen
*wenn ich Dir kurz Dein durchgesupptes Stück Brot/Gurke/ Zwieback entwende, um es durch ein frisches zu erstzen. Wutgebrüll!


Alles in allem bist Du so pflegeleicht und fröhlich, dass ich es selbst oft gar nicht glauben kann. Von mir hast Du das nicht! Es macht so viel Spass, Dir beim wachsen und lernen zuzusehen- manchmal sieht man richtig, wie sich in Deinem Hirn die Synapsen verknüpfen. Und alles in deinem Kopf arbeitet, ratter, ratter, ratter. Und wenn Du, wie neuerdings, in Ekstase Deine beiden kleinen Zähnchen zeigst wenn Du mich siehst und die kleinen Michelinärmchen nach mir ausstreckst, schmelze ich sowieso.

Love, Mama

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