2014/05/27

Lieber Henri

Es ist höchste Zeit, dass ich mal wieder was von mir hören lasse. Sind noch ein paar von euch übrig da draussen? Mit zwei Kindern kommt man zu nix, hätte mir ja mal jemand sagen können...

Henri hat es verdient, das auch seine Entwicklung regelmässig festgehalten wird. Schlimm genug, dass ich erst jetzt damit anfange, er ist ja schon unglaubliche fünf Monate alt!


Also:

Lieber Henri, 
du machst uns so viel Freude, das ist nicht zum aushalten. Nie hätte ich gedacht, mal zwei gesunde, quirlige Kinder zu haben. Ich danke wirklich jeden Tag dem Universum dafür.
Du bist jetzt fünf Monate alt und strahlst uns fast den ganzen Tag von einem Ohr zum anderen mit diesem charmanten, breiten Babylächeln an. Seit einer Woche haben sich noch zwei kleine Hasenzähne unten dazu gesellt, und man möchte eigentlich den ganzen Tag nur in dich reinbeissen. Anscheinend produziere ich Sahne, denn du hast dich zu einem stattlichen Michelin-Männchen gemausert- inclusive Speckbeinchen und Hamsterbacken. Es ist einfach zu schön! Ich weiss wirklich nicht, womit ich das verdient habe, aber du bist ebenso entspannt wie dein Bruder als Baby- du schläfst gut, das stillen klappt und meistens bist du zufrieden und mopsfidel. Manchmal, wenn du nicht in den Schlaf findest, meckerst du lautstark und ungeduldig, aber ich weiss zum Glück genau, in welcher Position du dann auf meinem Arm liegen musst, und dann kriegen wir auch das hin. Drehen kannst du dich auch schon, und am liebsten verrenkst du dann dein kleines Köpfchen in Richtung deines grossen Bruders. Levi ist super interessant und super witzig, selbst wenn du schlechte Laune hast. Wenn Levi dich ansieht, fängst du an zu grinsen. Er beugt sich dann ganz nah zu dir heran, und flötet völlig affektiert und übertrieben: "Jaaaa, halloooo, naaa?" Da fühlt man sich als Erwachsener natürlich sofort ertappt und peinlich berührt. Es fällt einem direkt auf, wie affig man sich manchmal einem Baby gegenüber verhält. Aber Babys lieben das doch so, oder? Sag jetzt nichts falsches! Ich möchte mich auch nicht ins Fettnäpfchen bei dir setzen, aber du bist, nun ja, ein ganz schöner Brocken. Mittlerweile sind wir bei Kleidergrösse 74-80 angelangt und das trug dein grosser Bruder erst mit einem Jahr. Im Winter! Folglich habe ich jetzt eine schöne Winterjacke, dicke Strumpfhosen und diverse Pullover unnütz hier herumliegen. Na gut, überredet-ich gehe los und kaufe etwas sommerliches. 
In deinem Leben hast du bisher ganze zweimal im Kinderwagen gelegen, meistens trage ich dich nämlich im Tuch. Oder dein Papa. Ja, der macht das auch. Und zwar gerne. Er fühlt sich bei so einem Spaziergang zwar wie ein Affe im Zoo, weil anscheinend noch niemand einen Vater mit Baby im Tuch und Kleinkind an der Hand gesehen hat (dabei hat mein Hippie-Vater das schon in den Siebzigern vorgemacht! Auf dem Dorf!), aber das hindert deinen Papa überhaupt nicht. Im Gegenteil, er liebt diese Spaziergänge mit euch beiden alleine, das kann ihm auch nicht das unverhohlenste Starren verderben. Einen tollen Papa hast du! Am Wochenende schleicht er sich frühmorgens, wenn du frisch gestillt wurdest, an meine Bettseite wo du im Beistellbett oder meiner Seite (meistens) liegst, und entführt dich aufs Sofa, damit ich auch noch ein bis zwei Stündchen Schlaf mit etwas mehr Platz und ohne Babygeräusche geniessen kann. In der Spielgruppe jammerte eine Mutter neulich, dass diese ständige Nähe nachts (ihr Baby brauchte auch beim schlafen viel Körperkontakt) total auf den Senkel gehe, und sie das super-anstrengend fände. Das empfindet natürlich jeder anders. Mir macht das jedenfalls nichts aus. Ich hab euch gerne bei mir, und ich halte auch gerne deine Hände nachts, wenn du mal wieder so doll damit fuchtelst und dich selbst aufweckst (aus dem fantastischen Puck-Schlafsack der ersten Monate bist du Moppel ja leider schon rausgewachsen). Also, ich halte deine Hände und spüre deinen Atem und jede Bewegung und stille auch noch zwischendurch und es ist überhaupt nicht schlimm. Ich mache das gerne für dich, denn ich kann das verstehen. Ich verstehe, dass es alleine im Bett einsam ist, ich verstehe, dass man, wenn man so klein ist, immer in der Nähe der Mama (oder des Papas)sein möchte und ich verstehe, dass die Welt noch riesig und manchmal beängstigend ist und man sich deshalb ständig rückversichern muss. Alles ist gut. Wir lieben dich, du bist toll!
Love, Mama